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Zum fünften Mal kam am Samstag der Kölner Projektkünstler Gunter Demnig nach Wertheim um „Stolpersteine“ zu verlegen. Vor den Wohnorten wurden insgesamt 16 Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg eingelassen. Sie gemahnen an das Schicksal von Menschen, die von Nazis ermordeter, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Erstmals wurden die Gedenksteine in Pflastergröße auf den Ortschaften verlegt. Dieter Fauth, Initiator des Wertheimer Projektes, gab jeweils bei der Verlegung eine kurze Einführung zur Entstehung und Umsetzung des Projektes „Stolpersteine“. In dem seit 2009 laufenden Projekt sind auch Schüler der Wertheimer Schulen beteiligt. Sie haben im Rahmen von Arbeiten an der jeweiligen Schule die Lebensgeschichte der Ermordeten, sowie die historischen Umstände erkundet. Sie gestalteten auch die Verlegung der Stolpersteine mit. Ausführung erfuhren die Interessenten jeweils einiges über das Leben, sowie den Leidensweg der Opfer. Für drei jüdische Wertheimer, elf Opfer der „Euthanasie-Verbrechen, ein politisches Opfer und ein Roma-Mädchen wurden heuer „Stolpersteine“ verlegt. Man fing am Samstagmorgen in der Maintasse in Wertheim an, dann ging es in die Zollgasse. Von der Bestenheider Landstraße ging es am Nachmittag weiter nach Nassig und Reicholzheim. Die letzen Steine wurden an der Nibelungenstraße in Mondfeld, sowie in Kembach verlegt. In Mondfeld trafen sich rund ein dutzend Bürger an der Nibelungenstraße 21 um mit dabei zu sein. Am letzen „freiwilligen Wohnort des Opfers“, sollte der Stolperstein verlegt werden. Von Dieter Fauth erfuhr man, dass man geplant habe insgesamt 76 Steine in und um Wertheim zu verlegen. Leo Naun (geb. 14.04.1892 in Mondfeld), für den man in Mondfeld den Gedenkstein verlegte ist „in Armut aufgewachsen“ und besuchte die Volksschule in Mondfeld. Er wuchs im „Nauninsche Haus“ auf, das auch als „Armenhaus“ in Mondfeld bekannt ist. Leo Naun machte eine Lehre als Küfer bei Küfermeister Götz in Wertheim. Traumatisch war für ihn wohl der Selbstmord seines Vaters 1911. Möglicherweise hat dies ihn dauerhaft aus der Lebensbahn geworfen. Denn ab dieser Zeit wurde er erstmals kriminell auffällig. Er war zweimal verheiratet und hatte zwei Kinder. Ab 1919 prägen Gefängnisaufenthalte sein Leben, dabei geht es stets um Diebstahl und Hehlerei: Ein Jahr und vier Monate Gefängnis wegen „schwerem Diebstahl“ von sieben Enten und fünf Hühnern. 1933 stand er in Mondfeld unter Polizeiaufsicht. Als „Gewohnheitsverbrecher“ ist Leo Naun bereits seit November 1933 am Leben bedroht. Ab September 1942 kommt es zu „Sonderaktionen“, bei denen Gefangene zur „Vernichtung durch Arbeit“ herausgegeben werden. Dieser Maßnahme fällt auch der Mondfelder Leo Naun zum Opfer. Er stirbt am 08. Februar 1943 im KZ Gusen. Barbara und Gernot Hildenbrand sind in Mondfeld die Paten des Stolpersteines. Ortsvorsteher Hans Spachmann bedankte sich bei Dieter Fauth für die interessanten Ausführungen. Über das Projekt Stolpersteine wird bis Mitte 2013 ein Buch erscheinen. Dort wird man alle Opfer und ihre Lebensgeschichte nachlesen können.
Gher

Dieter Fauth mit einem Foto von Leo Naun.

Foto ( von links) Barbara und Gernot Hildenbrand (Paten des Stolpersteines) sowie Dieter Fauth (Initiator) mit Interessenten bei der Verlegung des Stolpersteines zum Gedenken an Leo Naun in Mondfeld.
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Dieter Fauth mit einem Foto von Leo Naun.

Foto ( von links) Barbara und Gernot Hildenbrand (Paten des Stolpersteines) sowie Dieter Fauth (Initiator) mit Interessenten bei der Verlegung des Stolpersteines zum Gedenken an Leo Naun in Mondfeld.
Rene Roth - 12. November, 16:26
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